Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 203 vom 20.03.1997, Kategorie Österreich

Ordentlicher Verbandstag am 20. März 1997 des Wiener Schachverbands

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Präsident des WSV Herbert Dinhof

Präsident Herbert Dinhof


Beim ordentlichen Verbandstag des Wiener Schachverbandes am 20.3.1997 wurde der langjährige 1. Vorsitzende des Wiener Gemeinderates, Landtagsabgeordneter a.D. Herbert Dinhof zum neuen Präsidenten gewählt. Erster Vizepräsident wurde Univ.Prof. Dr. Peter Vitouch, Kommunikationswissenschafter und Leiter des Ludwig Boltzmanninistitues für imperische Medienforschung.

Der übrige Vorstand setzt sich aus bereits bewährten Funktionären zusammen. Die Wahlen erfolgten mit großer Stimmenmehrheit, nachdem der ebenfalls als Präsident kandidierende Dr. Helmut Payrits (Margareten-Winterthur) seine Kandidatur zurückgezogen hatte.

In seiner Eröffnungsansprache erklärte Dinhof seine Absicht, die verschiedenen Strömungen innerhalb des Verbandes zu harmonisieren und die Grundlagen für ein gemeinsames Arbeiten zu schaffen.

Neben einigen Anpassungen der Turnier- und Wettkampfordnung an FIDE-Bestimmungen beschloß der Verbandstag eine wichtige Statutenänderung: Künftig verliert eine Verein (Betrieb) seine Spielberechtigung in allen Klassen, wenn ein Beitragsrückstand von mindestens 6 Quartalen besteht, ohne daß eine Ratenvereinbarung getroffen und tatsächlich eingehalten wurde.

Im Anschluß an den Verbandstag führe die Wiener Zeitung das folgende Interview mit dem neuen Präsidenten:

WZ: Herr Präsident Dinhof, welche Gründe waren für Sie maßgebend, diese Aufgabe zu übernehmen?

HD: Ich habe zum Schach immer eine gute Beziehung gehabt. Mein Vater hat mir bereits in der Volksschulzeit die Grundregeln des Schachspiels beigebracht. Ich habe diese Tradition an meine Kinder weitergegeben und wir haben mit Interesse die großen Turniere und das Schachgeschehen verfolgt. Als anfangs dieses Jahres Funktionäre des Verbandes an mich mit der Bitte herantraten, als Präsident zu kandidieren, habe ich mich nach eingehenden Informationsgesprächen gerne zur Vefügung gestellt.

WZ: Traditionsgemäß ließen sich Ihre Vorgänger im Bundesvorstand des Österreichischen Schachbundes durch eine Vizepräsidenten vertreten. Beabsichtigen Sie, diese Usance beizubehalten?

HD: Mein Terminkalender ist nicht mehr so dicht gedrängt wie früher. Ich habe vor, mich intensiv meiner Aufgabe zu widmen und werde mein Mandat im Bundesvorstand selbst auszuüben, um die Position des Wiener Landesverbandes, adäquat seiner Mitgliederzahl, zu festigen.

WZ: Der Wiener Schachverband hat in seiner abgelaufenen Periode einen Arbeitskreis eingerichtet um die Aufnahme des Schachbundes in die Bundessportorganisation zu propagieren. Wie beurteilen Sie die weiteren Chancen dieser Wiener Initiative?

HD: Mir ist bekannt, daß der Arbeitskreis eine medizinische Studie ausgearbeitet und diese im Vorjahr anläßlich einer Enquete im Rathaus einem internationalen Expertenkreis und dem Vertreter der BSO vorgestellt hat. Die unter Projektleitung von OA Dr. Christian Hollinsky erarbeitete Studie "Schach = Sport" hat - wie man mir berichtete - internationale Beachtung gefunden. Ich bin in dieser Angelegenheit mit Präsident Prof. Kurt Jungwirth in Kontakt und wir sind optimistisch, daß sich die Bundessportorganisation unseren fundierten Argumenten nicht verschließen wird.

Hierbei wären auch gesellschaftspolitische Aspekte aufgrund des wirtschaftsbedingten Ansteigens an Freizeit in die Überlegungen einzubeziehen, da Schach wie keine andere Sportdisziplin in allen Altersstufen ausgeübt werden kann und insbesonders für die Jugend pädagogisch wertvoll ist.

WZ: Welchen Schwerpunkt werden Sie in nächster Zeit setzen, bzw. In den Mittelpunkt Ihrer Tätigkeit stellen.

HD: Als langjähriger Geschäftsführer des Kuratoriums der Wiener Pensionistenheime weiß ich, wie wichtig es ist, der älteren Generation eine sinnvolle und schöpferische Freizeitbeschäftigung anzubieten. Ich werde daher versuchen, das Seniorenschach zu forcieren und ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm anzubieten. Im übrigen werde ich mit meinem 1. Stellvertreter, Univ.Prof. Peter Dr. Vitouch und den übrigen Vorstandsmitgliedern ein operatives Arbeitskonkept erstellen, in dem jedenfalls das Frauenschach einschließlich der weiblichen Jugend einen besonderen Stellenwert einnehmen soll. Schach sollte auch an den Schulen mit Hilfe der Elternvereine wieder eine besondere Förderung erfahren.

WZ: Abschließend noch eine eher philosophische Frage: Wie stufen Sie die Intelligenz der Schachspieler ein?

HD: Ich glaube, daß Schachspieler nicht intelligenter als andere Leute sind und das Schachspiel mit Intelligenz alleine nicht zu meistern ist. Um ein guter Spieler zu werden bedarf es Eifer, Fleiß und Training wie in allen anderen Sportarten auch. Es gibt aber ein Phänomen, das dem Schach einen besonderen Stellenwert einräumt, nämlich die Tatsache, daß Wunderkinder nur auf drei Gebieten existieren: in der Musik, in der Mathematik und im Schach.

WZ: Danke für das Gespräch. Die Wiener Zeitung wünscht Ihnen viel Erfolg in ihrer Arbeit.

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