Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 1531 vom 02.10.2000, Kategorie Österreich

Professor Leopold Wiesinger ist 80

Professor Leopold Wiesinger (18kb)

Eine Glückwunschadresse für unseren Ehrenpräsidenten, Herrn Prof.Leopold Wiesinger, anläßlich seines 80.Geburtstages am 2. Oktober erfordert eine zumindest kurze Reprise seines Lebens, ein fast unmögliches Unterfangen, will man die bedeutenden Stationen seines Wirkens in der Kommunalpolitik und in der Volksbildung in einen vorgegebenen Rahmen zwängen. Diese Würdigung kommt den kompetenten Institutionen zu.

Was das Schach betrifft, beschäftigte sich der Jubilar schon als Kind mit dem Schachspiel, das er unterstützt von seinem Vater im Selbststudium erlernte, sowie mit der Schachgeschichte, die ihn schon frühzeitig interessierte. Im Kindesalter spielte er fast jeden Tag bei den Kinderfreunden. Zwischen 1938 und 1941 war er Mitglied einer Betriebsmannschaft und auch im Kriegseinsatz und in der Gefangenschaft wurde jede Gelegenheit benutzt, um beim Schachspiel den tristen Alltag kurzzeitig zu vergessen. 

Nach dem Krieg ließ sein Interesse am praktischen Spiel nach, da neue Interessen in sein Leben getreten waren. Freilich verlor er nie die Verbindung zum Schachgeschehen und hielt sich aus den Zeitungen auf dem laufenden. Er war daher nicht sonderlich überrascht, als der damals zeitlich überlastete Verbandspräsident Bundesminister Dr. Kurt Steyrer an ihn herantrat, er möge seine Freizeit nach seinem Scheiden als Vorsitzender des Gemeinderates dem Wiener Schachverband zur Verfügung zu stellen. Beim a.o.Verbandstag am 17.2.1986 erfolgte seine einstimmige Wahl zu Verbandspräsidenten, die er 5 Jahre lang erfolgreich ausübte, um dann am 12.3.1991 sein Amt in die jüngere Hand des Stadtrates Dr. Sepp Rieder zu legen.

In die Amtsperiode von Professor Wiesinger fallen unter anderem wichtige Reformen im Bereich der Turnier- und Wettkampfordnung, die Intensivierung des Kontaktes zum Wiener Volksbildungswerk und die Organisation mehrerer Großveranstaltungen des Verbandes.

Die Verleihung der Ehrenpräsidentschaft des Wiener Schachverbandes war jedenfalls der Ausdruck des Dankes für sein dynamisches und beharrliches Wirken. Aber auch nach seinem Scheiden als Präsident blieb der Jubilar dem Verband als Mitglied des Kontrollauschusses bis zum heutigen Tag treu und zahlreiche Aktivitäten, wie etwa seine Initiative zur Namensgebung eines Verkehrsweges in memoriam Carl Schlechter sind uns in bleibender Erinnerung. Unvergeßlich sind aber vor allem seine Beiträge zur Österreichischen Schachgeschichte, als er sich nach dem plötzlichen Tode von Egon Spitzenberger ordnend und ergänzend zur Verfügung stellte und über 10 Jahre lang in 101 Folgen den schachhistorischen Bogen von der hohen Schule des imperialen Wien bis zur Auslöschung Österreichs durch Hitlerdeutschland dokumentierte.

Auch heute noch nimmt Professor Wiesinger regen Anteil am Schachgeschehen, spielt ab und zu am Computer und besucht den Schachklub Donaustadt, in dessen Vorstand er gewählt ist.

Der Wiener Schachverband wünscht seinem geschätzten Ehrenpräsidenten zum Geburtstag alles Gute und vor allem noch viele Jahre in ungetrübter Gesundheit.

Kurt Zelinsky

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