Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 1174 vom 10.10.1999, Kategorie Österreich und Welt

ECC 1999 Gruppe 4 in Eupen (8 - 10. Oktober 1999)

Eupen war eine Reise Wert (Bericht von Reinhard Kuntner, Hohenems)

Als Nummer 6 (von 8 Mannschaften) sind wir vom 8. - 10. Okt. 99 in Eupen in der Qualifikationsgruppe 4 angetreten. Am Ende fanden wir uns am 8. Rang wieder, konnten mit den Leistungen in Runde 1 und 2 sowie den erzielten 8 Brettpunkten (von 18 möglichen) jedoch zufrieden sein.

In der ersten Runde hatten wir gegen die russische Spitzenmannschaft Tatarstan Kazan anzutreten. Wenngleich auch die Russen nicht in Bestbesetzung antreten konnten, reichte es allemal dazu, auf allen 6 Brettern klarer ELO-Favorit zu sein. Der Wettkampf gegen den EC-Sieger des Jahres 1996 ging schlußendlich 2 - 4 verloren, eine echte Qualifikationschance bestand nicht, wenngleich das Resultat knapper ausfallen hätte können.

Alle Partien im PGN-Format finden sie hier.

1. Runde: 8.10.1999 

2. Runde: 9.10. 1999

In der Zwischenrunde der Verlierer zogen wir mit Boksit Milici aus Bosnien das mit Abstand schwerste Los, der Wettkampf verlief jedoch ausgeglichen und wir führten schließlich 3 - 2. Kostic gelang es jedoch nicht, die Stellung zu halten. Dank besserer Berliner Wertung verhalf das 3 -3 den Bosniern zum Einzug ins Spiel um Platz 5. 

Pikanterie auf Brett 2: GM Slobodan Martinovic (Milici), Mannschaftskollege von Vladimir Kostic in der Jugoslawischen Mannschaftsmeisterschaft (Gosa) konnte sich angesichts des schlechten Wettkampfstandes plötzlich nicht mehr an eine zwischen Freunden nicht unübliche Abmachung vor Spielbeginn erinnern und lehnte das nach ca. 30 Zügen gemachte Remisangebot zu unserer und Vladimirs Verwunderung ab. Leider hatte Kostic bis dahin - das Remis sicher wähnend - zu sorglos gespielt und die etwas schlechtere Stellung bekommen, was von Martinovic kaltblütig ausgenutzt wurde. 

3. Runde: 10.10.1999

Da für uns nach der 2. Runde die Luft draußen war, ließen wir im Match um den 7./8. Platz gegen den vermeintlichen Jausengegener Sprenger Echternach Guntram Gärtner und Raffi Topakian pausieren. Die beiden wollten sich in Ruhe das Finale zwischen Belgrad und Kazan ansehen, vor allem die Paarungen Rublewski - Anand und Gelfand - Charlow zog die Zuseher in ihren Bann. Kostic, vom Vortagserlebnis noch sichtlich geschockt, verlor auch seine dritte Partie in Eupen und leitete damit unser zweites 3 -3 Unentschieden ein. Die Berliner Wertung war wiederum nicht auf unserer Seite und so blieb uns nur der optisch schlechte letzte Rang. Das KO-System des Europacups hat - wie auch Gelfand uns beipflichtete - eben seine Tücken. Kurioserweise kann man mit drei mal 3 -3 Unentschieden Letzer aber auch genau so gut Erster werden.

 Der Favorit Agrounverzal Belgrad ging schließlich als Sieger der Gruppe 4 hervor und hat sich damit für das Finalturnier vom 29. - 31. Oktober in Sarajewo qualifiziert. Von den angekündigten Stars spielten bei den Belgradern "nur" Vishy Anand und Boris Gelfand. Vladimir Kramnik war erkrankt und Alexander Beljawski konnte sich angeblich nicht zwischen zwei Teams, von denen er Angebote hatte, entscheiden und gab schließlich beiden einen Korb. Es gilt aber als wahrscheinlich, daß beide im Finale dabei sein werden. Auf dem Weg dorthin hatte Belgrad in der zweiten Runde im vorweggenommenen Finale gegen Miskolc (HUN) großes Glück. IM Varga verdarb eine glatt gewonnene Stellung ins Remis, womit sich die Belgrader in ein 3 -3 mit besserer Berliner Wertung retteten. Nach dem EC-Verzicht von Meister Merkur Graz konnten die Ungarn mit Chernin, Sax, Novikov, Gyimesi, Kallai und Varga aus dem Vollen schöpfen und belegten schließlich den dritten Rang.

Endstand