Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 703 vom 10.07.1998, Kategorie Kolumne

26. Dortmunder Schachtage

Die 26. Auflage der Dortmunder Schachtage sah den Russen Wladimir Kramnik mit 6 Punkten dank besserer Wertung vor den punktegleichen Michael Adams (ENG) und Peter Swidler (RUS) als Primus inter pares erfolgreich.

Die Co-Favoriten Visnawathan Anand (IND), der in beiden Wertungslisten 07/98 Rang 2 hinter Garri Kasparow einnimmt, und der für Spanien startende Alexei Schirow, der kürzlich im WCC-Kandidatenfinale den Turniersieger klar besiegt hatte, mußten sich mit Platz 6 bzw. 10 begnügen.

Sieht man davon ab, daß Peter Swidler mit Kramnik und Adams Platz 1 teilte – in dem 20jährigen Russen scheint ein weiterer WM-Anwärter heranzuwachsen -, lieferte der knapp jüngere Ungar Peter Leko, der erst in der Schlußrunde den Sprung auf’s Treppchen verpaßte, mit seiner glänzenden Vorstellung die eigentliche Sensation.

Rg. Titel Name Elo Land 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Pkt. Wtg.
1 GM V. Kramnik 2790 RUS * ½ 1 ½ ½ ½ 1 ½ ½ 1 6 25.75
2 GM M. Adams 2670 ENG ½ * ½ ½ ½ 1 ½ 1 1 ½ 6 25.00
3 GM P. Svidler 2690 RUS 0 ½ * 1 1 ½ ½ 1 ½ 1 6 24.50
4 GM P. Leko 2670 HUN ½ ½ 0 * ½ ½ 1 ½ ½ 1 5 20.25
5 GM V. Ivanchuk 2740 UKR ½ ½ 0 ½ * ½ ½ ½ ½ 1 18.50
6 GM V. Anand 2770 IND ½ 0 ½ ½ ½ * ½ ½ ½ ½ 4 17.50
7 GM A. Jussupow 2630 GER 0 ½ ½ 0 ½ ½ * ½ 1 ½ 4 16.50
8 GM Z. Almasi 2630 HUN ½ 0 0 ½ ½ ½ ½ * 1 ½ 4 16.00
9 GM A. G. Beliavsky 2690 SLO ½ 0 ½ ½ ½ ½ 0 0 * ½ 3 14.00
10 GM A. Shirov 2710 ESP 0 ½ 0 0 0 ½ ½ ½ ½ * 10.50

Die Partien aller Runden finden Sie hier!

Nachstehend 2 Partien aus diesem Turnier der Superlative ...

Weiß: GM P. Svidler

Schwarz: Almasi,Z (2630)

Spanisch [C92]

Anm. I. Balinov

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0–0 Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 d6 8. c3 0–0 9. h3 Lb7 10. d4 Te8 11. Sbd2 Lf8 12. a4 h6 13. d5 Sb8 14. c4 c6. Ein Verbesserungsversuch, oder war Almasi die Partie Swidler-Morosewitsch, Moskau 1996, in der der Nachziehende mit 14. ... bxc4 15. Sxc4 c6 16. dxc6 Lxc6 17. Dc2 Dc7 18. Ld2 Sbd7 19. Sa5 Sc5 20. Sxc6 Sxb3 21. Dxb3 Dxc6 22. Dd3 Db7 23. Lc3 d5 das etwas bessere Spiel erlangt hatte, nicht bekannt?

15. axb5 axb5 16. Txa8 Lxa8 17. cxb5. Ein neuer Zug. Bekannt ist 17. dxc6 Sxc6 18. cxb5 Sb4 19. Lc4 d5 20. exd5 e4 21. Sd4 Lxd5 22. Sc6 Dd6 23. Lxd5 Dxd5 24. Sb1 Dxb5 25. Sxb4 Lxb4 26. De2 De5 27. Td1 Ld6, mit geringfügig besserem Spiel für Schwarz, Rowson-Acs, Budapest 1996.

17. ... cxd5 18. exd5.

Diagramm (16630 Byte)

18. ... Sbd7?. Ein Mißgriff. Statt des Textzuges hätte 18. ... Sxd5 19. Se4 Sb6 20. Sc3 zu völlig gleichem Spiel geführt.

19. Sb1! Sc5 20. Sc3 Sxb3 21. Dxb3 Sd7 22. Le3 f5 23. Sd2. Gut für Weiß war auch 23. Dc2 f4 24. La7 Dc7 25. Dg6 Tc8 26. b6 Dd8 27. De6+ Kh7 28. Se4 De7 29. Df5+ Kh8 30. Sh4 Dxh4 31. Dxd7 Dd8 32. Df7 De7 33. Df5 Lb7 34. Td1.

23. ... Lb7 24. Ta1 f4 25. La7 Sf6. Bessere Verteidigungschancen bot 25. ... Dg5 26. Sde4 Dg6 27. Dd1 Ta8 28. b3 Le7 29. Ta4 Ld8 30. Dd3 Tc8 31. Tc4 Ta8 32. Ta4 Tc8.

26. f3 Dd7. Keineswegs besser war 26. ... Da8 27. Sde4 Le7 (27. ... Sxd5? führt nach 28. Ta2 Tc8 29. Lf2 und Weiß gewinnt, vom Regen in die Traufe.) 28. Dd1 Dd8 29. Lf2.

27. Lf2 Df7. Hartnäckiger war 27. ... Ta8 28. Txa8 Lxa8 29. Sde4 Df7 (Jedoch nicht 29. ... Sxe4 wegen 30. fxe4 ) 30. Sxf6+ gxf6 31. b6 Lb7 32. Dc4 f5 33. Dc7 De7 34. Kh1 e4 35. fxe4 fxe4 36. Sxe4 Lxd5 37. Sc3 Lb7 38. Kh2 f3 39. gxf3 Lxf3 40. Dc4+ Df7 41. Dxf7+ Kxf7.

28. Ta7. Besser war 28. Sde4.

28. ... Te7 29. b6 Td7. Ebenso verliert 29. ... Lxd5 30. Sxd5 Dxd5 31. Dxd5+ Sxd5 32. b7, oder 29. ... Sxd5 30. Txb7 Txb7 31. Sxd5.

30. Sc4 und Schwarz streckte wegen 30. ... Sxd5 31. Sa5 Sxc3 32. Dxf7+ Txf7 33. bxc3 Lc8 34. Txf7 Kxf7 35. b7 die Waffen.

 

Weiß: GM W. Kramnik

Schwarz: GM P. Swidler

Gründfeldindisch [D86]

Anm. I. Balinov

1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. cxd5 Sxd5 5. e4 Sxc3 6. bxc3 Lg7 7. Lc4 c5 8. Se2 Sc6 9. Le3 cxd4 10. cxd4 Da5+ 11. Ld2 Dd8. 11. ... Da3 führte in Birens-Ristic, Frankreich 1990, nach 12. Lc3 (Zu prüfen wäre 12. Tb1!? ) 12. ... 0–0 13. 0–0 Lg4 14. f3 Ld7 15. Dd2 e5 zu völlig gleichem Spiel.

12. d5. Versucht wurde auch 12. Lc3 Lg4 13. f3 Ld7 14. Dd2 Dc7 15. Tc1 0–0 16. h4 Tfd8 17. h5‚ mit einiger weißer Initiative, Lukacs-van Mill, 1989.

12. ... Se5 13. Lc3. In Veingold-Dwoijris, Budapest 1989, geschah an dieser Stelle 13. Lb5+ Ld7 14. Lxd7+ Dxd7 15. Lc3 Dg4 16. 0–0 Dxe4 17. Sg3 Df4 18. Te1 Sf3+ 19. Dxf3 Dxf3 20. Lxg7 Dxd5 21. Lxh8 mit unklaren, eher für Weiß günstigen Verwicklungen.

13. ... 0–0 14. Lb3 Db6 15. f4. Ein Verbesserungsversuch gegenüber der Partie Schneider-Huzman, UdSSR 1989, in der Weiß nach 15. 0–0 Lg4 16. h3 Lxe2 17. Dxe2 Tfc8 18. Tac1 geringfügig besser stand.

15. ... Sg4 16. Ld4 Da5+. 16. ... Da6?! sieht Weiß nach 17. Lxg7 Kxg7 18. Dd4+ Sf6 19. e5 Sh5 20. Kf2 Lg4 21. Sc3 Tac8 22. h3 Txc3 23. hxg4 Sg3 24. The1 Tfc8 (24. ... Td3 pariert Weiß vorteilhaft mit 25. Db4) 25. Tad1 klar in Vorteil. So folgt z.B. auf 25. ... h5? entscheidend 26. d6.

17. Dd2 Dxd2+ 18. Kxd2 e5. Angesichts des weißen Antwortzuges hätte Schwarz wohl besser 18. ... Td8 19. h3 Sf6 20. Ke3 b6 21. Thc1 La6 gezogen.

19. h3! exd4 20. hxg4 g5. Ebenfalls etwas günstiger für Weiß ist 20. ... d3 21. Sc3 Lxg4 22. Kxd3 Tac8 23. Tac1 Tfd8 24. e5 g5 25. g3 Lf3 26. Thf1, oder 20. ... Lxg4 21. e5 Lxe2 22. Kxe2 g5 23. g3.

21. g3 Lxg4 22. e5 Lxe2. 22. ... Lf3 verbietet sich wegen 23. Thf1 Lxe2 (Vorteilhaft für Weiß ist auch 23. ... Lg2 24. Tf2 Le4 25. d6 gxf4 26. gxf4 d3 27. Sc1 Tfd8 28. Tb1 Tac8 29. Sxd3 Kf8 30. Tg1) 24. Kxe2 gxf4 25. gxf4 f6 26. e6 Tfd8 27. Tac1 f5 28. Tc7 und Weiß gewinnt.

23. Kxe2 Tfc8. Zu erwägen war 23. ... Tac8.

24. Tad1. Weiß steht nun aufgrund seines Übergewichts im Zentrum deutlich besser.

24. ... Tc3 25. Td3 Tac8 26. d6 b5?. Ebenso rasch verlor 26. ... h6 27. Txc3 dxc3 28. e6!. Hartnäckiger war, wenn auch auf die Dauer ebenfalls hoffnungslos, 26. ... Lf8 27. Th5 h6 28. fxg5 T3c5 29. gxh6 (Ebenso gewinnt 29. e6 Lxd6 30. exf7+ Kf8 31. Txh6 Le5 32. Te6 Lg7 33. g6 T5c6 34. Te8+ Txe8+ 35. fxe8D+ Kxe8 36. La4 Ke7 37. Lxc6 bxc6 38. Ta3) 29. ... Lxd6 30. Tf3 Kh8 31. Txf7 Txe5+ 32. Txe5 Lxe5 33. g4 Tc7 34. Tf5 Lg3 35. g5 Kh7 36. Kf3.

27. Txc3 dxc3 28. e6 Kf8. Auch 28. ... gxf4 29. d7; oder 28. ... Lf6 29. fxg5 Lxg5 30. e7 Lxe7 (30. ... Te8 31. Tf1) 31. dxe7 Te8 32. Kd3 Txe7 33. Kxc3 Te3+ 34. Kb4 Txg3 35. Kxb5 vermag den Verlust nicht abzuwenden.

29. e7+ Ke8.

Diagramm (14435 Byte)

30. Lxf7+!. Der Todesstoß, und Schwarz streckte wegen 30. ... Kxf7 31. d7 Te8 32. d8D die Waffen.


Jugend-EM U10 bis U18 in Mureck (Stmk). 

Link zum Veranstalter

Gespielt wird in 5 Altersgruppen von 10 bis 18 Jahren für männliche und weibliche Jugend. Mädchen können auf eigenen Wunsch auch in der männlichen Gruppe spielen. Es laufen also 10 Turniere parallel, für die 526 SpielerInnen, 293 Buben und 233 Mädchen, aus 43 Ländern vom Atlantik bis zum Ural gemeldet sind. Dazu kommen an die 350 Begleitpersonen in die Steiermark. Gekürt werde

10 EuropameisterInnen,

die sich für die Weltmeisterschaften qualifizieren, die im November in Spanien stattfinden.

Gespiel wird in der Tennishalle Mureck vom 8. bis 17. Juli:

Eröffnung im Stadion Mureck am 8. Juli um 13.30 Uhr

Siegerehrung am 17. Juli um 18.30 Uhr

Star der österreichischen TeilnehmerInnen ist die Kärntnerin Eva Moser (16), die im Vorjahr bei der Europameisterschaft Fünfte unter 44 Teilnehmerinnen wurde.

Einen sensationellen Auftritt gibt es am 13. Juli. Auf dem Hauptplatz von Bad Radkersburg spielt ab 10 Uhr Judit Polgar, die beste Spielerin der Welt, auf 30 Brettern simultan. Die 22jährige Budapesterin spielt nur in Männerturnieren mit. Sie steht im Augenblick in der Weltbestenliste der Männer auf Platz 17 und hat im Juni in einem Schnellschachmatch in ihrer Heimatstadt FIDE-Weltmeister Anatoli Karpow mit 5:3 geschlagen.

Auch am 16. und 17. Juli stellt sich ein prominenter Star in Mureck dem Publikum zum Kampf: Nimzo98, eines der besten Schachcomputerprogramme der Welt, eine Erfindung des Österreichers Dr. Christian "Chrilly" Donninger, IBM stellt den Server zur Verfügung und stiftet schöne Preise.


Kasparow weiterhin die #1

WCC-Weltmeister Garri Kasparow darf sich weiterhin als besten Spieler der Welt bezeichnen. Er führt weiterhin sowohl die FIDE- als auch die WCC- Weltrangliste an.

Im folgenden eine Gegenüberstellung der Weltbesten beider Wertungslisten.

ÖM Lothar Karrer

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